Mich faszinierten von Anfang an die alten Milongueros wie sie mit jungem Geist und Leidenschaft ihren Tango tanzen. Sie haben ein schier unendliches Wissen aus den durchtanzten Nächten. Oscar (Cacho) Dante findet die Worte die einen Milonguero beschreiben.
Der Weg zu meinem Tango war gepflastert mit Herausforderungen. Ich erinnere mich noch an die bedrohliche Nähe, die bei der Umarmung entstand. Ich bemerkte, wie ich heute weiß, dass „Wir“ in einen Dialog traten und das machte mir zugleich Angst und Freude – mal abgesehen davon, dass mein Kopf andauernd Signale an meine Beine übermittelte. Die unterschiedlichsten Gefühle stolperten übereinander und irritierten mich. Bei all dem Wirrwarr empfand ich ganz im Tiefen verborgen, eine Sehnsucht nach Ausdruck meiner Persönlichkeit, nach Freiheit und Leidenschaft. Nach mir.
Viele Lehrer aus Deutschland und Argentinien, lehrten und lehren mich noch Heute das Grundgerüst des Tangos und ich lern(t)e von Ihnen viel über die Kultur und deren Hintergründe. Ein Satz von Gavito (Carlos Enrique Gavito), einem von mir sehr verehrten maestro, wird immer in mir klingen, „nobody can teach you the feeling“. Das liegt in meiner eignen Verantwortung und dieser stelle ich mich auch und es wird weitergehen mit der Entdeckung des Tango.
Als ich mit dem Tango begann, hatte ich viele Jahre Standard und Latein getanzt und sehnte mich nach etwas Neuem. Schon nach den ersten Stunden Unterricht und den ersten Erfahrungen auf den
Milongas war ich fasziniert von der Möglichkeit, mit jedem, der ebenfalls die Grundbegriffe des Tango Führens und Folgens beherrscht, tanzen zu können. Und noch heute genieße ich es, dass jeder
Tango, den ich tanze anders ist, je nach der Musik, der Interpretation des Tänzers und meiner Stimmung.
Ich habe über die Jahre viele Tango-Stile kennen gelernt, durch die Lehrer, bei denen ich Unterricht nahm und durch die Tänzer, mit denen ich getanzt habe. Aber schon immer habe ich mich besonders zu
der engen Umarmung hingezogen gefühlt. Durch die Begegnung mit Reinhold, die vielen Tandas, die wir inzwischen miteinander getanzt haben, und alles, was er mir von „seinem Tango“ erzählt hat, habe
ich nun auch „meinen Tango“ gefunden.
Die große Herausforderung für mich ist es, mich wirklich einzulassen auf die Musik und auf die Führung des Mannes. Ganz präsent zu sein und das, was ich höre und spüre, ohne Umweg über den Kopf
direkt in den Körper und in die Bewegungen fließen zu lassen. Wenn mir das gelingt, habe ich das Gefühl durch die Musik und den Tanz meinem Partner und mir selbst zu begegnen.